Ein gutes Buch ist wie ein neuer Freund, man lernt ihn langsam kennen, man kämpft sich in die Tiefen seines Seins vor, tastet ihn ab, vor allem in den dunklen Bereichen, fühlt nach und sich ein, teilweise sanft, teilweise hart und stur, erfühlt die Tiefen, die Schatten, das Unbewusste, das tatsächliche Sein.
Das Lesen eines Buches, das ist dann wie eine körperliche Beziehung, man möchte sie berühren, spüren, ein haptisches Erlebnis daraus machen. So ein Buch ist eines unter 50, das einen vom ersten Wort an findet, man merkt das gleich, weil man eigentlich sofort vollständig eintauchen will, die gezeichneten Persönlichkeiten einen den ganzen Tag unterschwellig begleiten, man sie in sich trägt und sie die Sicht auf den Tag ein wenig mitprägen. Man spürt das von den ersten gelesenen Buchstaben an und man versucht es deshalb zu entschleunigen, da dieses Gefühl so kostbar ist und man schon weiß wie sehr man diese Menschen vermissen wird, wenn das Buch gelesen ist. Also eigentlich wie das Leben, man weiß das Ende kommt und man sollte sich Zeit lassen, aber es reißt einen mit und man muss wissen was kommt, es wird immer schneller, zeitgleich wächst die Angst vor dem Ende.
Für mich ist die einzige Rettung, dass mich solche Bücher zum Schreiben anregen, da ich mir durch sie und mit ihnen Zeit erkämpfe für mich und meine Gedanken, in Ruhe Eindrücken, Emotionen und Erlebnissen nachfühlen, nach denken, diese ausfließen zu lassen, sie nicht beenden müssen oder bewusst zu einem Abschluss bringen, sondern sie aus dem Geist sanft entschwinden zu lassen, wie ein langsamer Fluss, der sich in ein großes ruhiges wunderbares tiefes Meer entleert.
inspiriert durch Die Katze und der General von Nino Haratischwili
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